GB Telegramm: Gartenblogs

Grünes Blut telefoniert mit Blog-Award-Winner und Gartenbuchautorin Silvia Appel vom Blog „Das Gartenfräulein“ zum Thema Gartenblogs.


Lesezeit: 10 Minuten
Interview: Silvia Appel, Anke Schmitz ∗ Textbearbeitung: Anke Schmitz ∗ Lektorat: Ruthild Kropp ∗ Beitragsbild: John Frederick Lewis, „Im Garten der Beis“, 1865 ∗ Bildquelle: Wikipedia



GB: Liebe Silvia, kann eigentlich jeder Gartenblogger werden oder was sollte man mitbringen?

SA: Ich finde, das Wichtigste, um Gartenblogger zu werden, ist, tatsächlich einen Garten oder ein Balkon zu haben, den man selber bewirtschaftet. Man braucht eine gewisse Hardware, das heißt eine gute Kamera und einen Computer. Und es schadet natürlich auch nicht, ein gewisses technisches Know-how zu haben, um eine schöne Webseite zu erstellen. Aber ab da ist es dann ein bisschen learning by doing. Man wächst sowohl in das Grüne als auch in das Technische hinein. Das geht mir auch nach wie vor noch so, denn das sind ja alles Themen, bei denen man nicht stehen bleibt. Da muss man ständig am Ball bleiben, siehe kürzlich DSGVO.

GB: Was kann ein Gartenblog, was Print oder TV nicht können? Anders: Was macht den Gartenblog so unverzichtbar?

SA: Das, was ich mache, ist schon viel echter, auch wenn es kuratiert ist. Es ist ja nur eine gewisse Auswahl von meinem Gartenalltag, die ich zeige. Aber dennoch ist es sehr echt und authentisch. So bekommen die Leser einfach das Gefühl, sie kennen mich und meinen Garten. Dieses, immer seine Leser mitzunehmen zu können, geht ja sogar über die Webseite hinaus. Wer mir richtig hart folgen will, kann ja auch noch über Instagram immer mit dabei sein. Zudem bekommen meine Leser viel öfter Input, als wenn man jetzt z. B. eine Gartensendung schaut. Jeder Blog hat einen anderen Stil und jeder Leser schätzt etwas anderes. Es gibt vielleicht auch Leute, die finden meinen Blog viel zu banal und nicht genug mit Fachwissen gefüllt. Die haben stattdessen lieber ein umfangreiches Lexikon für den Gartenbereich zuhause.

GB:Wieviel Stunden pro Woche arbeitest du an deinem Blog?

SA: Seit eineinhalb Jahren mache ich den Blog hauptberuflich, es fällt mir aber tatsächlich unglaublich schwer, mein Arbeitspensum in Stunden zu packen. Früher, als ich noch einen normalen Bürojob hatte, konnte ich sagen: 40 Stunden arbeite ich. Aber mittlerweile ist mein Alltag nicht mehr eingeteilt in Arbeit und Freizeit. Es verschwimmt total miteinander. Das kann zwar auch mal schwierig sein, aber grundsätzlich bin ich unglaublich dankbar, dass ich durch diese Selbstständigkeit so viele Freiheiten habe, und dass ich mir meinen Alltag frei einteilen kann. Was ich als Fluch und Segen zugleich sehe, ist aber mein Smartphone, weil ich jetzt kein Geschäftshandy und ein privates Handy habe … insbesondere nach 18 Uhr. Zwar versuche ich schon, geregelte Arbeitszeiten zu haben, aber die Verlockung ist natürlich sehr groß, auch nach 18 Uhr dann doch nochmal Mails zu checken oder doch nochmal bei instagram reinzuschauen.

GB: Wieviel Artikel/Posts sollte man pro Woche bringen, um die Leser glücklich zu machen?

SA: Garten ist ja ein sehr, sehr saisonales Thema. Es gibt ja quasi so eine Hauptphase zwischen März und Mai und da habe ich schon versucht, zwei Artikel in sieben Tagen zu machen. Worauf ich schaue ist, dass jeden Sonntag ein Blogbeitrag online geht.

GB: Hast du Tipps, um Posts ansprechend zu editieren?

SA: Wie ich es geschafft habe, dass die Leute den Blog wirklich lesen, war wohl, dass ich gar nicht darüber nachgedacht habe “was wollen die Leute eigentlich lesen?” sondern, als ich vor fünf Jahren mit dem Blog angefangen habe, einfach geschrieben habe. So als würde es niemand anderes lesen. Klar habe ich die Leser angesprochen, aber ich habe einfach mein Gefühlsleben, das den Garten angeht, freien Lauf gelassen. Das niederzuschreiben, was man selber gerne lesen würde, ist wohl das beste Geheimrezept. Nicht ewig zu recherchieren, was wäre jetzt aus SEO-Sicht der beste Blogbeitrag. Sondern: Was passiert da gerade in meinem Gartenalltag? Das sind auch oft sehr emotionale Sachen. Überhaupt halte ich Emotionen für sehr wichtig bei der ganzen Sache. Bei mir ist es ganz oft meine Kindheit, die ich mit rein bringe. Die bringe ich aber ein, weil mir die selber in den Kopf kommt, wenn ich an ein Thema denke. Es ist niemals gestellt, was ich schreibe. Es bringt jetzt nichts so eine kalte Anleitungen zu schreiben, wie: “so legst du jetzt dein Gemüsebeet an …”. Zwar interessiert das die Leute erstmal, aber trotzdem muss man schauen, wie stelle ich da einen Bezug zu mir selber her? Darum ist schon mein Tipp: Nicht zu sehr darüber nachzudenken und keywords recherchieren, sondern einfach frei von der Leber weg schreiben.

GB: Wie mache ich meinen Gartenblog bekannt? Beste Werbemaßnahme?

SA: Ich habe damals tatsächlich so angefangen, dass ich versucht habe, mich innerhalb der Bloggerszene selbst bekannt zu machen. Es war auch eine meiner Aufgaben, das kann ich gerade vielleicht nochmal kurz erzählen: Mein Blog entstand ja durch meinen ersten Job in so einer Suchmaschinenagentur, wo der Chef wollte, dass ich einen Blog anlege, um alle Abläufe hinter so einer Webseite kennenzulernen. Innerhalb dieses Projekts hat es eben auch dazugehört herauszufinden, wie man einen Blog erfolgreich macht. Dafür habe ich mich damals in das Thema eingelesen. Man soll zum Beispiel regelmäßig andere Blogs kommentieren und bei Facebook, Instagram usw. aktiv sein, andere liken usw. Da habe ich tatsächlich in den ersten zwei Jahren täglich geguckt, ob was in den anderen Blogs online gegangen ist, habe hin und her kommentiert und vor allem eben selbst regelmäßig Inhalte veröffentlicht. Klar, spielt das Thema Suchmaschienenoptimierung eine gewisse Rolle, aber das kann man im Nachhinein machen. d. h. wenn ich jetzt einen Blogbeitrag fertig geschrieben habe, z. B. irgendwas über Saatguternte, dann kann ich immer noch recherchieren, ob ich die Überschrift jetzt besser „Saatguternten leicht gemacht“ oder „Saatguttütchen selber basteln“ nennen soll oder wonach die Leute in dem Zusammenhang eben suchen. Das schadet natürlich nicht, aber ich würde danach nicht mein Inhalte recherchieren.

GB: Danke für Deine Zeit liebe Silvia!


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