GB auf Besuch: Der Garten von Sabine und Reinhard Pecoraro-Schneider.

Mein Gartenfreund Detlev behauptete mal, ich würde Dortmunder sammeln … Recht hat er! So war es wohl nur eine Frage der Zeit, bis ein Kontakt zu Sabine und Ihrem Mann Reinhard zustande kam. Ende August besuchte ich die beiden in ihrer neuen Heimat in ihrem gemütlichen Garten in Unterfranken, der durch ihren eigenen Blog und zahlreiche Gartenzeitschriften bekannt wurde. Herzlichen Dank nochmal euch beiden für den schmackhaften Apfelkuchen und die gemeinsame Zeit mit Kind und Kegel.


Lesezeit: 5 Minuten

Interview: Sabine Pecoraro-Schneider, Anke Schmitz ∗ Textbearbeitung: Anke Schmitz ∗ Fotos: Reinhard Schneider ∗ Lektorat ohne Einleitung: Dr. Ruthild Kropp


 

GB: Liebe Sabine, wie kam es zu eurer Gartenleidenschaft, die vermutlich zum bekanntesten Blogger-Garten in Deutschland geführt hat?

SPS: Als wir uns in NRW kennenlernten, war die gemeinsame Zeit sehr knapp und die Freizeit, die wir allein hatten, haben wir dann im Garten verbracht. Wir hatten ganz unterschiedliche Arbeitszeiten … sehr praktisch, der Garten war immer tiptop ? Es war ein Garten mit Apfelbaum und Wiese und gehörte zur Mietwohnung. Wir durften uns dort frei entfalten und errichteten erste Hügelbeete zur Selbstversorgung. Unser Sohn bezeichnete sie als Grabhügel. Die Ernte war damals schon beträchtlich. Natürlich pflanzten wir auch Stauden und Rosen und legten zwei kleine Wasserstellen an. Die Beschäftigung mit dem Garten machte uns damals schon viel Freude für wenig Geld. Der Umzug nach Unterfranken gab uns letztendlich die Chance, einen größeren Garten zu finden.   

GB: Was macht für euch den Reiz eines Gartens aus?

SPS: Rückzug vom Alltag, Nähe zur Natur, Düfte, Farben, Freude am Garten mit Freunden im Garten teilen zu können, die Zeit sinnvoll zu verbringen.

GB: Was inspiriert dich für deine Vision von deinem Garten – und damit meine ich alles, vom Porzellanteller, über Film, Kunst, Musik bis hin zu anderen Gärten, die du besuchst?

SPS: Bei mir sind es Kindheitserinnerungen … Wiesen, Felder, Bäume (auf die man noch klettern konnte) ich war immer draußen (wenn ich nicht gelesen habe). So empfinde ich heute, nach einem langen, intensiven Berufsleben. Wir haben erst 2011 diesen Garten angelegt bzw. umgestaltet. Reinhard hat seine Inspirationen von Reisen nach Japan, Italien, aber auch in Kunst und Architektur. Heute besuchen wir Gärten und Gärtner, die uns interessant und authentisch erscheinen.

GB:Welche Pflanzen oder Pflanzentypen, aber auch räumlichen Konzepte prägen deinen Garten?

SPS:Wenn ich einen Garten anlege, beschäftige ich mich zunächst mit folgenden Punkten:

  1. Der Lage des Gartens – er liegt inmitten eines unterfränkischen Dorfes und ist von außen einsehbar.
  2. Der Struktur des Gartens – es war eher eine Obstwiese mit Obstreihe.
  3. Dem Gebäude – ein altes Bauernhaus

Um den Charakter zu bewahren, entscheide ich mich für Elemente eines typischen Bauerngartens. Stauden und Einjährige, Zweijährige, bei Gehölzen wird es schwierig. Ich mag z.B. gern Fächerahorn, der in unseren Garten wohl eher nicht passt. Insektennützliche Pflanzen und Duft der Pflanzen sind ganz entscheidend.
Unser Garten ist wie ein Handtuch … die Obstbaumreihen geben schon eine formale Struktur vor. Die Räume liegen dann auf der Hand: vorne zur Straße das Schöne (Stauden, Rosen) in der Mitte das Wichtige und Unverzichtbare für uns: der Küchengarten, danach der Teich und der Freisitz im hinteren, privaten Teil des Gartens. Der Hof, die Einfahrt ist praktisch unser Vorgarten: nach Außen ein Teil als „typisches“ Vorgartenbeet mit Rosen, Blaukissen, Pfingstrose und Astern. Danach folgt das Herbstbeet mit Herbstastern, Gräsern und Sedum und endlich der Kiesgarten mit mediterranen Kräutern, Rosen etc. Ganz hinten gibt es noch eine kleine Schattenecke, die wird im Laufe des Frühsommers mit Wein berankt. Hier gibt es auch einen schönen Sitzplatz.Um es kurz zu machen: ich mag auch in kleinen Gärten formal angelegte Beete, wenn Blüten und Blätter den Rahmen sprengen und die Grenzen verschwinden.

GB: Wieviele Stunden pro Woche steckt ihr in den Garten?

SPS:Das zählen wir nicht, weil es für uns keine Arbeit ist … die ist natürlich manchmal auch anstrengend – der Eine geht joggen, der Andere in den Garten. Im Sommer sind wir quasi immer im Garten, nicht nur arbeitend. Ich schätze durchschnittlich 4 Stunden.

GB: Welche Rolle spielen die Skulpturen von Reinhard für den Garten? 

SPS:Reinhard hat Industriedesign studiert und konnte seinen künstlerischen Interessen und Fähigkeiten im Berufsleben nicht nachgehen, es war immer seine Idee, diese Vorstellung irgendwann zu realisieren. Als wir uns kennenlernten, war Kunst und Garten schon ein wichtiges Thema, das wir hier jetzt in Angriff genommen haben. Dazu gibt es noch heute eine Skizze … man muss Träume visualisieren. Die Objekte haben immer einen Bezug zum Garten und dem Verhältnis des Menschen zur Natur. Die Rosttönung passt sehr gut als Kontrast zum Grün des Gartens.

GB: Was bringt die Zukunft für euren Garten? Was sind deine/eure Pläne?

SPS: Der Klimawandel bringt Veränderungen, die wir im Auge behalten wollen. Wir werden sicher noch mehr experimentieren … das ist spannend.

GB: Ich denke mal, du wirst einiges an Büchern gelesen haben. Welche kannst du empfehlen? 

„Selbstversorgung aus dem Garten“ von John Seymore
„Avantgardening“ von Torsten Matschiess
„Blackbox Gardening“ von Christian Kreß und Jonas Reif
„Meine Welt der Stauden“ von Christian Kreß
„Genießen statt Gießen“ von Annette Lepple
„Die große Enzyklopädie des Garten-Designs“, The Royal Horticultural Society
Kompendium – Foerster Stauden

Und viele mehr … die ich auch mal ‚anlese‘.

GB:Gibt es Internetseiten, Foren, Arbeitskreise, Vereine oder Filme, die du sowohl hinsichtlich Inspiration als auch Wissensaneignung empfehlen kannst?

SPS: Ich sehe mir gern die Sichtungsergebnisse der Staudensichtung an, bin in der Gesellschaft der Staudenfreunde, alles, was mir wissenswert erscheint, speichere ich ab.

GB: Wessen Gartenwissen würdest du dir gerne downloaden 😉 

Ich fahre total auf Till Hofmann ab, Christian Kress, ach, es gibt so viele, die viel mehr wissen, als ich je lernen kann.

GB: Beste Gartenmomente?

SPS:Die Zeit nach den Pflegemaßnahmen, am Spätnachmittag, wenn die Sonne tiefer steht, die Gräser im Licht genießen, das Frühstück in der Weinlaube, wenn es ringsherum nach den Alten Rosen duftet, ganz früh im Morgentau und natürlich die Zeiten mit lieben Freunden im Garten.

GB: Dein Lieblingsgarten/eure Lieblingsgärten für Besuche?

Das sind Gärten, da würden wir immer wieder hinfahren:

Sichtungsgärten wie z.B. Weihenstephan, Karl-Foerster Garten in Potsdam-Bornim,

Privatgärten von Claus Gering und Jochen Wegner (beide in Mecklenburg-Vorpommern), Karina Waltzer in Freiburg.

Und schließlich Gärten von Gartenfreunden ….

GB: Ihr zwei, herzlichen Dank, dass ich euch in eurem Garten besuchen durfte.