GB Lesen: „Buch der Blumen“.

Den Illustrator Olaf Hajek hatte der Kunsthistorikerinnen-Anteil in mir schon länger auf dem Schirm und interdisziplinär ein Thema zu betrachten, empfinde ich sowieso als bereichernd. Um so passender, dass Hajek erst kürzlich gemeinsam mit Christine Paxmann das Kinderbuch „Buch der Blumen“ raus gebracht hat. 


Lesezeit: 5 Minuten

Interview: Olaf Hajek, Anke Schmitz ∗ Einleitung: Anke Schmitz ∗ Textbearbeitung: Olaf Hajek, Anke Schmitz ∗ Fotos: Anke Schmitz ∗ Lekorat: Dr. Ruthild Kropp



GB: Bereits vor der Veröffentlichung Ihres “Buch der Blumen” fiel mir wiederholt auf, dass sich das Motiv der Blume in Ihren Bildern wiederkehrend findet. Welche Rolle spielt das Motiv der Blume in Ihrer Arbeit allgemein?

OH: Flora und Fauna haben mich immer schon interessiert und inspiriert. Die Blume ist ein wunderbares Symbol für Fruchtbarkeit und Leben und gleichzeitig für Vergänglichkeit und Tod. Die einzelne Blume ist wie ein Portrait. Individuell und immer anders. Mal zart und einfach, mal komplex, mal unschuldig und ein anders Mal wiederum giftig und gefährlich. Daher spiele ich gerne mit den Gegensätzen von zarten Stängeln und dornigem Stiel. Da die Auswahl und Kombination von Farben die wichtigste Ausdrucksform sind, ist die Vielfalt an Blumen natürlich hervorragend, um unterschiedlichste Stimmungen zu gestalten.

GB: Was ich mich fragte, als ich in Ihrem Buch las, da Sie bereits als Kind Florilegien und später Bilder von Blumen aus der Renaissance studiert haben, ob die Naturbetrachtung ebenfalls für Sie eine Rolle spielt?

OH: Die Natur ist auch ein Bild des Kreislaufs des Lebens und somit eine wunderbare Metapher, die ich in meiner Arbeit immer wieder einsetze. Mensch und Natur bilden eine Einheit. Aber natürlich liebe ich das Künstliche und die Inszenierung. Ich dokumentiere nicht.

GB: Worin bestand dann der Reiz, Ihre Bilder in diesem Fall für Kinder zu inszenieren? Hatte das Einfluss auf die Bildkomposition?

OH: Die Anfrage ein Kinderbuch zu gestalten kam direkt vom Prestel Verlag. Ich habe mich nie als den typischen Kinderbuch-Illustrator gesehen, aber ich liebe die Idee, dass Kinder eine ganz andere und freiere Sichtweise haben. Es ist also nicht unbedingt oberste Prämisse die Bilder “kindgerecht” zu gestalten, sondern neben den Blumendarstellungen kleine Geschichten zu erzählen, die die Fantasie anregen und eigene Interpretationen hervorrufen. Für Kinder zu inszenieren, ist daher viel spannender und voller Energie. Ich habe mich bei der Komposition und den Größenverhältnissen ganz intuitiv bewegt und einfach meiner Kreativität freien Lauf lassen können.

Die Faszination für Pflanzen und Blumen und die Natur hat etwas mit Sehnsucht zu tun.

GB: Warum haben Sie sich gemeinsam mit Christine Paxmann, die die Texte in Ihrem Buch geschrieben hat, gerade für das Motiv der Heilpflanzen entscheiden?

OH: Als die Anfrage von Prestel kam, ein Bilderbuch zu gestalten, wollte der Verlag eigentlich, dass ich ein Buch über Bäume mache, mit vielen Erklärungen und wissenschaftlichen Details. Ich wollte aber unbedingt künstlerische Freiheit und meine eigenen Ideen umsetzen. Da ich gerne etwas mit Blumen machen wollte, kam mir die Idee mit den Heilpflanzen. Ein roter Faden, der die einzelnen Blumen zusammenhält. Die Heilpflanze wird ja erst durch die Bearbeitung des Menschen zur Medizin, daher war die Idee naheliegend, die Pflanze auch immer in einem kultivierten Umfeld zu zeigen, im Garten, im Kloster oder als Tee. Die Blume ist der Hauptdarsteller und um sie herum siedeln sich die kleinen Geschichten an, die dann im Text von Christine Paxmann liebevoll beschrieben worden.

GB: Ihre Illustrationen sprudeln vor Natur-Zitaten aus der globalen Flora und Fauna. Sie sind international renommiert und werde für Ihren Stil in vielen Ländern gebucht. In der Gartenszene sind Präriegärten, wie die von Piet Oudolf, super populär und so habe ich die Fragen in die Richtung auch schon an Gärtner bzw. Gartentherapeuten gerichtet und darum finde ich es umso spannender, wie sich die Geschichte aus Ihrer Sicht verhält … Was macht unseren visuellen Hunger nach Natur aus? Warum brauchen wir das und was gibt es uns?

OH: Natur ist uns nah und dennoch fremd. Sie ist geheimnisvoll und inspirierend. Gerade die Jahreszeiten gehen einher mit Stimmungen und Emotionen. Die Natur hat einen starken Einfluss auf uns, dem wir uns nicht entziehen können. Daher ist die Natur auch in der Kunst so präsent. Immer mehr Menschen leben in Städten und vermissen unbewusst und bewusst die Natur. Die Faszination für Pflanzen und Blumen und die Natur hat etwas mit Sehnsucht zu tun.

GB: Lieber Herr Hajek, haben Sie herzlichen Dank für das Gespräch!


WELCHER INTERVIEWPARTNER INTERESSIERT EUCH? WELCHE GESPRÄCHSTHEMEN FINDET IHR SPANNEND?

NOCH EIN KLEINES BISSCHEN WEITER RUNTER SCROLLEN UND GRÜNES BLUT MIT EUREM KOMMENTAR MIT GESTALTEN!