Anfang September 2018 erschien im Gräfe und Unzer Verlag das Buch „Und es wächst doch!“ von den Autoren Till Hofmann und Torsten Matschiess.
Sicherlich ein Trost für manchen Gartenbesitzer, dass zwei so erfahrene Typen wie die beiden Autoren ihr neustes Buch so labeln und damit ’ne klare Ansage machen.
Zuversicht durchbricht die dunklen Wolken über der grünen Bühne des Lebens. So zupackend und praktisch wie der Titel klingt, liest sich dann auch der Ratgeber selbst, der die klassischen Gartenprobleme wie Schnecken, wechselfeuchter Standort oder eine drohende Übernahme des Beetes durch Giersch diagnostizieren hilft und fachkundig zu behandeln weiß. Über Jahre gesammelte Erfahrung und guter Geschmack beider Autoren präsentieren eine ansprechende Auswahl an pflanzlichen Lösungsvorschlägen, die nie von den Autoren oktroyiert werden, sondern immer durch eine Kompetenzaneignung des Lesers geprägt sind.
Ein Buch, das man gerne benutzt und auch mal direkt mit in den Garten nimmt. Überzeugend sowohl in der Handhabung als auch beim Lesen selbst, denn wer Hofmann und Matschiess mal kennenlernen durfte, weiß, dass es hier kurzweilig zu geht. Mit großem Vergnügen habe ich die beiden also kürzlich beim Gartenpraxis-Seminar beiseite genommen und zum Buch und ihrer Zusammenarbeit befragt.
Lesezeit: 10 Minuten
Interview: Till Hofmann, Torsten Matschiess, Anke Schmitz ∗ Textbearbeitung: Anke Schmitz ∗ Titelbild: Buch vor einem in der Entstehung befindlichen Teil des Quellgartens im Ebertpark Ludwigshafen ∗ Lektorat: Dr. Ruthild Kropp
GB: Hi, ihr beiden! Cool, dass ihr Zeit für mich habt. Wie kamt ihr eigentlich auf die Buchidee und wie überhaupt zueinander?
TM: Eine Projektleiterin im Verlag Gräfe und Unzer hatte die Idee hierzu und hatte bei uns und noch einem dritten Autor angefragt, der dann aber direkt auf die Idee kam, das an uns weiterzugeben. Als ich diese Mail rein bekam, dachte ich spontan daran, das mit Till zu schreiben. Das war dann der Zufall. Ich fand, dass wir uns von den Themen her gut ergänzen.
TH: Und das fand ich auch. Ich dachte mir, das wird Spaß mit dem Torsten. Was es ja auch war … teilweise. (beide lachen) Doch, wir waren uns eigentlich immer einig. Differenzen wurden ausgetragen und wir sind immer weitergekommen. Die grundlegenden Fragen waren inhaltlich nie schwierig.
TM: Das stimmt! Es war auch kein Stressarbeiten, den Stress hatte man mit irgendwelchen anderen Projekten.
GB: Gab es Überraschungen während des Schreibens?
TH: Ja, ich hatte es mir einfacher vorgestellt. Ich dachte, bei einem Ratgeber zu dem Handelspreis müssen die Bilder natürlich passen und Vorschläge für Pflanzen drin sein, wir als Autoren aber nicht so in die Tiefe gehen. Aber wir haben es dann so aufgezogen, dass es doch ein Lehrbuch geworden ist, wenn auch durch die Hintertür.
TM: Ist niemandem aufgefallen.
GB: Was waren Herausforderungen bei dem empfohlenen Pflanzensortiment für die jeweiligen Problemstandorte?
TH: Es war doch schwierig, auf diesem begrenzten Raum aus diesem riesigen Sortiment, das es gibt, das Richtige rauszusuchen. Damit haben wir uns intensiv und umsichtig auseinandergesetzt. Torsten kam mit Vorschlägen für Pflanzen an, bei denen ich weiß, dass sie bei uns nicht winterhart sind. Zone 8b ist halt was anderes. Wir haben uns aber gut abgestimmt … oder diese Schneckenthematik hat ja so zuvor auch noch niemand bearbeitet.
TM: Grundsätzlich, auf der affirmativen Seite, wollten wir ja mit “Und es wächst doch!” auch Pflanzen propagieren, die einen ökologischen Mehrwert haben. Das schwingt immer mit. Im Zweifel pflanzt man lieber eine insektenfreundliche Pflanze als jetzt unbedingt eine gefüllte Sorte, und wenn man sich anders entschieden hatte, musste man auch begründen, warum man das tut.
GB: Aber ihr habt dabei aus eurem Erfahrungsschatz geschöpft und nicht parallel noch Experimente wie z. B. mit Schnecken gestartet?
TH: Ne, das ist ja eine Langfristgeschichte. Ich bin seit vierunddreißig Jahren Gärtner und sehe, welche Pflanzen wie und wann gefressen werden. Aber die, bei denen wir uns beide an unseren unterschiedlichen Standorten gemeinsam sicher waren, da haben wir gedacht, kann man das Zeichen „schneckenresistent“ vergeben. Und wir waren überrascht, wie viele es doch sind. Gleichzeitig sollen die Pflanzenlisten soweit in sich stimmig sein, dass sie Pflanzpläne, die wir aus guten Gründen nicht machen wollten, ersetzen.
GB: Was waren die Gründe gegen Pflanzpläne?
TM: Um in eine Nische zu gehen und zu sagen, “das ist jetzt eine Problemstelle, hier haben wir den Übergang zu irgendwas, wie zum Beispiel plötzlich zu einer geringen Substratdichte”, da brauchst du Spezialwissen, um einen Plan zu verstehen oder anwenden zu können. Oder aber du hast grundsätzliche Probleme, wie beim verdichteten Boden. Da haben wir dann Pflanzungen beschrieben, wie auch in dem Kapitel über Giersch. Nun kennen viele Gräfe und Unzer immer noch als Koch- und Sachbuchverlag, das muss man offen sagen, und dann war natürlich auch entsprechend die Idee, in den Gartenbüchern aus dem Verlag “Rezepte zum Nachpflanzen” zu machen. Hermann Gröne hat zum Beispiel eins der ersten Bücher dort gemacht, was ich vom Ansatz her sehr interessant und gelungen fand. Mir fehlte aber immer die Phantasie, dass es Menschen gibt, die sowas nachpflanzen, so wie mir persönlich die Phantasie fehlt, ein Rezept nachzukochen. Ich bin da so ein Sponti, ich möchte irgendwie aus dem Bauch heraus kochen. Ich finde, auch Gartenbücher sollten inspirieren, die sollen instruieren, die sollten Expertise vermitteln, aber die sollten keine Vorschriften machen.
TH: Pflanzpläne ins Blaue raus zu schießen, das kann ja der jeweiligen Situation auch nicht angemessen sein. Ich kenne diese ja gar nicht. Wir dachten, wir machen die Pflanzenauswahl im Prinzip so, dass man die Liste nehmen und pflanzen kann. Etwas über Stückzahlen findet sich in dem Buch und wenn sich einer nun gar nicht damit selbst beschäftigen möchte, wird er wohl auch kein Beet selber anlegen. Zudem ist so ein Pflanzplan zugleich auch immer eine Festlegung, die alles auf zehn oder zwölf Stauden reduziert. Das ist eigentlich so schade, das auf eine Standardlösung runterzubrechen. Da kann man auch keine Spezialitäten einbauen.
GB: Für wen habt ihr das Buch geschrieben?
TM: Wir haben eine Zielgruppe, die das Problem, das sie im Garten feststellt, gar nicht kennt. Sie sehen es, sie haben aber noch keinen Begriff, höchstens ein Gespür dafür, ob das jetzt ein verdichteter oder ein wechselfeuchter Boden ist. Zur Lösung zu führen, dieser Weg ist kompliziert, weil es da unterschiedliche didaktische Methoden gibt, und so eine Zeichnung als Querschnitt durch einen fiktiven Garten mit Problemstandorten ist dann aus unserer Sicht noch das einfachste, um es zu erklären.
GB: Ist ein Nächstes Buch in Planung? Wird es Youtube-Videos von euch beiden geben 😉 Vorträge à la Avantgardening vielleicht?
TM: Das Buch ist ja sehr fachlich und das ist einem meist regionalen, lokalen Publikum sehr schwer zu vermitteln. Da kann man nicht mit Konkurrenzstrategen kommen.
TH: Könnte man schon, man müsste es nur gut aufbereiten. Ich finde, mit dem Buch haben wir das Thema auch besonders gut aufbereitet. Auf nur zwei Seiten, da können wir gemeinsam stolz drauf sein.
TM: Ja, auf zwei Seiten Strategietypen erklären, darauf kann man wirklich stolz sein.
TH: Und es ist dabei auch nicht unzulässig verkürzt dargestellt.
TM: Ich bin gespannt was Christian Kreß dazu sagt. Das würde mich wirklich interessieren …
GB:Vielleicht macht er uns die Freude und kommentiert 🙂 Danke euch beiden.
WELCHE INTERVIEWPARTNER INTERESSIEREN EUCH? HABT IHR FRAGEN AN SIE? WELCHE GESPRÄCHSTHEMEN FINDET IHR SPANNEND?
NOCH EIN KLEINES BISSCHEN WEITER RUNTER SCROLLEN UND GRÜNES BLUT MIT EUREM KOMMENTAR MITGESTALTEN!