„Es gibt viele gute Gründe, die für bepflanzte Vorgärten sprechen …“

Bei angenehm sommerlichen Temperaturen durfte ich den Gartenbauer und Journalisten Peter Menke mitten in der kleinen grünen Oase um das NED.WORK-Agenturgebäude in Düsseldorf zum Fototermin bitten.



Die jüngsten modischen Entwicklungen des Vorgartens spalten in Zeiten des Insektensterbens die Gemüter. Das Urteil “unattraktiv” reicht wohl nicht aus, um hier in eine konstruktive Diskussion einzusteigen. Die Bekanntschaft zu Peter Menke, der die Aktion “Rettet den Vorgarten” koordiniert, gab Anlass, mal ein paar Hardfacts und Basics zum Thema herauszuarbeiten.


Lesezeit: 15 Minuten

Interview: Peter Menke, Anke Schmitz ∗ Textbearbeitung: Peter Menke, Anke Schmitz ∗ Fotos: Anke Schmitz ∗ Lektorat: Dr. Malte von Sombathely



GB: Hallo Peter, was genau ist ein Vorgarten? Gibt es hierfür eine Definition?

PM: Der Vorgarten ist der Garten vor dem Haus – er ist Eigentum des Hausbesitzers. Meistens ist er öffentlich einsehbar und bildet damit den Übergang vom öffentlichen (Straßen-)Raum zum privaten Raum. Eben wegen dieses halböffentlichen Charakters wird der Vorgarten weniger von innen, als vielmehr von außen betrachtet. Er gilt als die „Visitenkarte des Hauses“ und vermittelt zusammen mit der Hausfassade für Besucher und Passanten den ersten Eindruck.

GB: Seit wann gibt es Vorgärten?

PM: Überall da, wo die Häuser nicht direkt an der Straße bzw. am Gehsteig liegen, gibt es Vorgärten. In der traditionell dicht bebauten europäischen Stadt ist der Vorgarten also eher nicht zu finden, aber mit der Ausdehnung der Städte und vor allem mit der verstärkten Eigenheimbildung in (West-)Deutschland während der 1960er- und 1970er-Jahre wurde der Vorgarten zu einem städtebaulich und gesellschaftlich relevanten Thema. Nach der Landflucht, die seit der Industrialisierung zu einem starken Wachstum der Städte geführt hatte, entwickelte sich in der Zeit des Wirtschaftswunders umgekehrt eine Stadtflucht – viele Menschen bauten sich ein Eigenheim außerhalb der großen Städte mit Garten vor und hinter dem Haus.

Der Aufenthalt im Vorgarten ermöglichte ein Schwätzchen mit den Nachbarn, bot aber auch die einfache Möglichkeit, am öffentlichen Leben in der Straße teilzunehmen.

GB: Wieso gibt es eigentlich so wenig Literatur zur Geschichte der Vorgärten? Diese scheint jahrelang unter dem Radar gelaufen zu sein – oder kennst du da eine Quelle, die sich lohnt?

PM: Ich weiß nicht, wieso das so ist, aber wir haben auch mehr oder weniger vergeblich gesucht. Der Vorgarten scheint ein Stiefkind der Gartengeschichte zu sein, insofern ist es ja fast verständlich, dass er in der Vergangenheit so stiefmütterlich behandelt wurde – um im Bild zu bleiben. Erst die jüngere Diskussion über die zunehmenden „Schotterwüsten“ hat den Vorgarten in Fachmedien und der Tagespresse, in sozialen Medien und inzwischen auch in mehreren Büchern zum Thema gemacht. Dem widerspricht geradezu die Tatsache, dass der Vorgarten schon lange als „Visitenkarte des Hauses“ bezeichnet wird und oft ja auch so angelegt und genutzt wurde.

GB: Wie wurde der Vorgarten in den Anfängen genutzt?

PM: Der Vorgarten war immer schon Repräsentationsfläche – hier zeigte man Geschmack und Wohlstand, ggf. auch mit exotischen Pflanzen. Hier war aber auch Raum für Begegnung und sozialen Austausch. In älteren Darstellungen von Häusern mit Vorgarten findet man zumeist eine Sitzbank oder sogar eine kleine Sitzgruppe. Der Aufenthalt im Vorgarten ermöglichte ein Schwätzchen mit den Nachbarn, bot aber auch die einfache Möglichkeit, am öffentlichen Leben in der Straße teilzunehmen. Der Vorgarten war traditionell zur Straße hin durch einen offenen Zaun, eine niedrige Hecke oder Mauer abgegrenzt – jedoch nicht im Sinne einer optischen Abschirmung, sondern vielmehr als Markierung der Grenze zur Privatheit. Ein befestigter Weg führte zum Eingang.

GB: Wann änderte sich das, wann wurde die Sitzgelegenheit eingemottet?

PM: Ich würde eher sagen, es ist heute nicht mehr selbstverständlich, aber immer noch ist die Bank in vielen Vorgärten üblich. Allerdings habe ich den Eindruck, dass sie in den meisten Fällen eher dekorativen oder symbolischen Charakter hat. Verrückt: In Zeiten, in denen viele Menschen ohne Scheu höchst persönliche Dinge in den sozialen Medien präsentieren hat die tatsächliche menschliche Begegnung an Bedeutung verloren. Wenn fünf Leute an einer Bushaltestelle stehen, schauen alle in ihre Smartphones, anstatt sich miteinander zu unterhalten. In unserem Vorgarten steht übrigens eine Bank, direkt neben dem Eingang. Ich finde es praktisch, dort Einkäufe abzustellen, um in Ruhe die Haustür zu öffnen, der Briefträger legt dort Päckchen ab, gelegentlich setzt sich ein Nachbar oder Besucher darauf, wenn es etwas zu besprechen gibt, ohne dass der oder diejenige ins Haus kommen will. Außerdem sitzt man da ganz schön im Schatten eines mehr als vier Meter großen Buchsbaums.

GB: Welchen soziokulturellen Stellenwert hat der Vorgarten heute?

PM: Tendenziell kann man festhalten, dass die Baugrundstücke von Einfamilienhäusern kleiner werden – die Kosten für die Bauflächen sind trotz niedriger Zinsen hoch. Nach wie vor ist das Haus mit Garten aber insbesondere für Familien mit Kindern sehr begehrt. Um möglichst viel privaten Garten nutzen zu können, rücken die Häuser mehr und mehr „nach vorne“, was die Vorgärten verkleinert. Das ändert zwar nichts an deren soziokulturellem Potenzial – als Repräsentationsfläche und Begegnungsraum – scheint aber für viele Menschen eine besondere gestalterische Herausforderung zu sein. Da man für die „Visitenkarte des Hauses“ nach wie vor großen Wert auf einen guten Eindruck legt, entscheiden sich in jüngster Zeit viele Hausbesitzer für Steine und Schotter, obwohl sie bepflanzte Gärten schöner finden! Diese kognitive Dissonanz zeigte sich in der Auswertung einer repräsentativen Befragung durch die GfK unter Gartenbesitzern im Frühjahr 2017. Das Hauptmotiv für die Versteinerung ist demnach die vermeintliche Pflegeleichtigkeit dieser Flächen.

GB: Überraschend eigentlich. Was läuft denn da bei der Beratung schief? 

PM: Ich kann mir nur schwer vorstellen, dass ein Gärtner zu einer Schotterwüste rät. Aus Gesprächen mit Landschaftsgärtnern weiß ich aber, dass Gartenbesitzer oft danach fragen. Viele halten einen geschotterten Vorgarten für pflegeleicht und modern, haben gehört oder gelesen, dass solche reduzierten Flächen von Geschmack und Lebensstil zeugen. Manchmal ist es echt nicht einfach solche Meinungen durch sachliche Beratung zu zerstreuen. Wohlbemerkt, es geht mir nicht um Geschmacksfragen – wer tatsächlich einen solchen Vorgarten schön findet, bitteschön. Aber es freut mich schon, dass sich mehr und mehr Gärtner für wirkliche gärtnerische Vorgärten stark machen und dabei gelegentlich auch Aufträge ablehnen. 

GB: Du sagtest gerade, dass sich Menschen für Schottergarten entscheiden, obwohl sie die begrünte Variante eigentlich bevorzugen. Meinst du die Schottergärten sind der vielleicht offensichtlichste Indikator dafür, dass sich die Gesellschaft von der Natur entfernt? Oder ein Hinweis, dass der Alltag gefühlt zu viele Baustellen hat?

PM: Ich bin kein Soziologe und kann hier nur wiedergeben, was ich zum Thema gehört und gelesen habe und da ergibt sich ein teilweise widersprüchliches Spektrum. Einerseits ist es offensichtlich so, dass heute viele Menschen tatsächlich nur sehr wenig über Natur und vor allem über Naturzusammenhänge wissen. Frag mal „normale“ Gartenbesitzer, welche Pflanzen sie im eigenen Garten haben …! Andererseits wächst bei vielen die Erkenntnis, dass wir selbst Naturwesen sind und dass wir Verantwortung tragen, gerade mit Blick auf den Klimawandel. Neue Themen wie das Waldbaden oder die wachsende Sensibilität bei Lebensmitteln zeigen meines Erachtens, dass mehr und mehr Menschen sich wieder der Natur zuwenden. Und wenn man anerkennt, dass unser aller Alltag ja immer stärker von der Digitalisierung und virtuellem Erleben bestimmt ist, wundert es nicht, dass der Wunsch nach analogem, echtem Erleben Rückenwind bekommt. Insofern bin ich voll guter Hoffnung, dass die Schotterwüsten sich bald als vorübergehende Zeiterscheinung, um nicht zu sagen, als Irrweg der Gartengeschichte herausstellen.

Die vermeintliche Pflegeleichtigkeit entpuppt sich zudem als trügerisch …

GB: Du koordinierst die Initiative “Rettet den Vorgarten”. Inwiefern siehst du den Vorgarten in Gefahr?

PM: Es ist ja eine Tatsache, dass sich insbesondere in Neubaugebieten seit einigen Jahren mehr und mehr dieser Steinschüttungen zeigen. Die Liste der individuellen wie gesellschaftlichen Nachteile dieser Flächennutzung ist lang und nicht zu übersehen: Aufheizung, Trockenheit, fehlender Schatten, Zerstörung von Lebensraum… Die vermeintliche Pflegeleichtigkeit entpuppt sich zudem als trügerisch: schon nach wenigen Jahren zeigen sich Unkräuter und Moose zwischen den Steinen, außerdem sammelt sich allerlei zugewehter Unrat. Standortgerecht bepflanzte Vorgärten sind dann längst eingewachsen und kommen weitgehend ohne Pflege aus! Es mag Menschen geben, die tatsächlich Steinflächen schöner finden als lebendige, sich verändernde Gartenflächen – aber wir sind überzeugt davon, dass der überwiegende Teil derjenigen, die ihre Vorgärten versteinern, einfach nicht oder eben falsch beraten ist. Genau da setzen wir mit der Initiative „Rettet den Vorgarten“ an: Es gibt viele gute Gründe, die für bepflanzte Vorgärten sprechen: Ökologische, soziale und sogar ökonomische – hier ist gärtnerischer Sachverstand gefragt und erfreulicher Weise wirkt die Initiative ja auch deshalb so gut. Mehr und mehr Kommunen haben die Debatte aufgenommen und diskutieren die Möglichkeiten, Einfluss zu nehmen. In den meisten Kommunen sind übrigens in den entsprechenden Satzungen seit Jahrzehnten Vorgaben für eine „überwiegende Bepflanzung“ oder „gärtnerische Gestaltung“ der Vorgärten enthalten. 

GB: An wen wendet sich eure Initiative? An die Privatpersonen, Gärtner oder offizielle Stellen?

PM: An alle! Wir sammeln Beispiele von individuellen, schönen Gärten und zeigen Gartenbesitzern, welche Möglichkeiten es auch auf kleiner Fläche gibt. Wir sammeln Argumente, die Planer und Gärtner in der Beratung nutzen können und wir geben auch Kommunen entsprechende Informationen an die Hand. „Rettet den Vorgarten“ verstehen wir also als Appell an alle, die mit Vorgärten zu tun haben, dazu gehören auch Bauträger bzw. Immobilienentwickler, die ja teilweise ganze Neubaugebiete zentral planen. Entscheidend ist natürlich im Ergebnis, dass Privatpersonen den Wert von individuellen Gärten erkennen und lebendige Gärten einfordern.

GB: Inwieweit könnten Kommunen die Satzungen eigentlich anpassen oder verschärfen?

PM: Im Bundesbaugesetzbuch wird zur sogenannten Bauleitplanung der Kommunen vorgegeben, dass Flächennutzungspläne und Bebauungspläne erlassen werden, die u.a. dazu beitragen sollen, eine menschenwürdige Umwelt zu sichern und die natürlichen Lebensgrundlagen zu schützen. So wird beispielsweise dafür gesorgt, dass auch auf privatem Eigentum die Sicherheit der dort lebenden Menschen oder ihrer Nachbarn nicht gefährdet wird, aber auch ästhetische und allgemein umweltrelevante Aspekte sind hier betroffen. Als Gebietskörperschaften sind die Städte und Gemeinden zuständig, wenn es um Regelungen für die Flächennutzung geht. So gibt es vielerorts schon seit Jahrzehnten geltende, lokale Bestimmungen, die Vorgaben und Empfehlungen für die gärtnerische Vorgartengestaltung enthalten. Hier in Nordrhein-Westfalen bildet die Landesbauordnung die gesetzliche Basis für solche kommunalen Gestaltungssatzungen. In Zeiten des Klimawandels sind Kommunen aber noch weitergehend gefragt, Anpassungsmaßnahmen zu entwickeln, damit vor Ort das Klima erträglicher und das (Hoch-)Wassermanagement sicherer wird – das wirkt sich natürlich auch auf das Baurecht aus. Was die Möglichkeiten für Kommunen angeht, etwas gegen die Schotterwüsten zu unternehmen, muss man klar unterscheiden in bereits bestehende Gärten und neu auszuweisende Baugebiete. Im Bestand ist es bestenfalls möglich, durch gesplittete Wassergebühren – also quasi nachträgliche Bestrafung von Versiegelung – noch einzuwirken. Im Neubau verständigen sich jedoch mehr und mehr Kommunen auf klare Vorgaben und erlassen Vorgartensatzungen, die eine „überwiegende Bepflanzung“ vorschreiben.

Es kommt auf jeden Quadratmeter an und die Summe vieler kleiner Vorgärten ist in einem Wohngebiet dann doch insgesamt eine große Fläche.

GB: Okay, wenn ich jetzt beispielsweise geläutert bin und rückbauen will, aber trotzdem ahnungslos bin: Gibt es für Ratlose so etwas wie ein Vorgarten-Telefon oder irgendeine andere Beratungsstelle?

PM: Nein, zumindest kenne ich keine zentrale Anlaufstelle. Aber jeder Gartenarchitekt, Landschaftsgärtner oder lokale Gartenbaubetrieb steht sicher gern bereit, um die für den Standort passenden Pflanzen zu empfehlen und entsprechende Gestaltungstipps zu geben. Auch viele Kommunen stellen auf ihren Websites oder in Informationsbroschüren nützliche Anregungen zur Verfügung. Wir haben vor kurzem die Website www.rettet-den-vorgarten.de entwickelt, auf der auch Beispiele und Links zu weiterführenden Informationen zu finden sind.

GB: Warum gehört der Vorgarten Deiner Meinung nach begrünt?

PM: Wir leben in einer Zeit der Urbanisierung, schon heute leben in Europa mehr als 70 Prozent der Menschen in Städten – und es werden mehr. Deshalb ist die Nachverdichtung ein wesentliches Instrument in Kommunen, die flächensparend weitere Ausdehnung nach außen vermeiden wollen, andererseits aber zur Bebauung von vorhandenen innerstädtischen Freiflächen greifen müssen. Mit Blick auf das Wassermanagement – insbesondere Starkregen – und die Notwendigkeit von Maßnahmen zur Klimaanpassung sind aber offene Böden bzw. Pflanzflächen wichtiger denn je. So erklärt sich beispielsweise, dass die Dach- und Fassadenbegrünung verstärkt als wirksames Instrument der Stadtklimatologie gefördert wird. Es kommt auf jeden Quadratmeter an und die Summe vieler kleiner Vorgärten ist in einem Wohngebiet dann doch insgesamt eine große Fläche. Neben dem stadtklimatologischen Aspekt ist aber auch die Funktion von Bepflanzung als Lebensraum für Tiere, vor allem Insekten und Vögel, von großer Bedeutung. Und nicht zu vergessen der soziale Aspekt: In überhitzten und leblosen Steinwüsten hält sich kein Mensch auf, nachbarschaftliche Begegnung findet dort sicher nicht statt! Außerdem wird der Vorgarten ja mehr noch als der Garten hinter dem Haus das ganze Jahr über genutzt und wahrgenommen. Jeder Hausbewohner geht täglich mehrfach durch den Vorgarten, hier kann man den Wechsel der Jahreszeiten ganz einfach inszenieren und sich selbst eine tägliche Freude machen. Der winterblühende Strauch, die Blumenzwiebeln im Frühling, Stauden, Kleingehölze und Rosen im Sommer, Herbstblüher und ein kleiner Indian Summer – auch auf kleiner Fläche lässt sich ein abwechslungsreicher, sympathischer und attraktiver Garten gestalten. 

GB: Wo bleiben also die Pflanzpakete für den Vorgarten? Die gibt es doch ansonsten für jede andere Richtung, egal ob Steppengarten, Küchengarten oder spannende Pflanzen für Kinder?

PM: Ich bin kein Freund von Fertigkonzepten für den Garten, das gilt auch für den Vorgarten. Wenn das Bild von der Willkommenskultur zutreffen soll, dann ergibt sich zwangsläufig, dass die Vorgärten individuell gestaltet werden sollten. Da geht es um Farben und Formen, um Formate und ganz nebenbei auch um den Geldbeutel. Außerdem ist die Exposition und die Bodenqualität, die Wasserversorgung usw. zu berücksichtigen. Es gibt so viele Möglichkeiten, das ist doch ein ganz wunderbares Spielfeld und ein individueller, attraktiver Vorgarten macht einem selbst sowie Nachbarn und Passanten Freude!

GB: Das Thema brennt, nicht zuletzt wg. zum Teil recht satirischer Seiten in den sozialen Medien. Was hältst du von Seiten wie “Gärten des Grauens”?

PM: Grundsätzlich bin ich sehr froh darüber, dass sich in den vergangenen zwei Jahren eine so dynamische Debatte um die Vorgärten entwickelt hat. Dazu hat ganz sicher auch die Seite „Gärten des Grauens“ beigetragen. Nichts gegen Satire, viele der Beiträge sind ja wirklich unglaublich witzig und sehr fein beobachtet. Unser Ansatz ist aber insofern ein anderer, als dass wir uns nicht über Schottergärten lustig machen, sondern vielmehr dazu beitragen wollen, dass eine sachliche Diskussion geführt wird und dass aus guten Gründen die Pflanzen wieder die Hauptrolle in den (Vor-)Gärten spielen. Und es gibt ja eine Reihe weiterer Aktionen: Der Staudengärtner Dieter Gaissmayer hat mit der Illertisser Stiftung Gartenkultur und ihrem Förderverein schon 2015 die Aktion „Entsteint Euch!“ ins Leben gerufen, verschiedene Naturschutzverbände haben das Thema aufgenommen, viele Kommunen haben auf ihren Websites einschlägige Informationen zusammengestellt, es gibt Broschüren und Informationsflyer zu verschiedensten Aspekten. Im Tenor sind sich alle einig: Die Verschotterung von Vorgärten soll möglichst bald als Irrtum erkannt werden und sich wieder eine gärtnerisch ausgerichtete Gartenkultur durchsetzen, bei der lebendige Pflanzen und eine abwechslungsreiche, individuelle Gestaltung im Vordergrund stehen.

GB: Ich komme wohl nicht drum herum, über den wohl berühmtesten Bewohner des Vorgartens zu sprechen: den Gartenzwerg. Woher kommt er und worauf gründet sein riesengroßer Erfolg, so dass man ihn auch heute u.a. noch überlebensgroß auf dem Parkplatz der Gärtnerei Gaissmayer trifft?

PM: Der Garten – insbesondere der Vorgarten – ist ein Schaufenster des persönlichen Geschmacks. Man könnte ihn auch als Bühne ansprechen, auf der der Gartenbesitzer sich zu erkennen gibt. Was dem einen der Gartenzwerg, ist dem anderen das Bambi, die griechische Statue, der rostige Pflug etc. Aber tatsächlich: Gartenzwerge spielen eine besondere Rolle und sie faszinieren die Menschen seit jeher: Sie sind in vielen Kulturen mythische Gestalten mit übernatürlichen Kräften und außergewöhnlichen Fähigkeiten. Sie sind Wächter und Hüter von Schätzen, gelten als schlau und zauberkundig, andererseits auch als listig, geizig und tückisch. Meist aber sind Zwerge freundlich, hilfreich und gut. In zahlreichen Märchen und Sagen werden sie als bärtige Männchen mit Zipfelmütze dargestellt. Genau dieses Klischee bedient der Gartenzwerg, der das Haus bzw. den Eingang beschützt, der freundlich begrüßt und Besuchern ein Lächeln ins Gesicht zaubert. Dass er als Symbol für Spießbürgertum gilt, hat seinen Erfolg sicherlich geschmälert, dennoch bleibt er mit seinen geheimnisvollen Eigenschaften ein Sympathieträger. So ist er als „Zwerg Karl“ das Maskottchen der diesjährigen Bundesgartenschau in Heilbronn – aus pinkfarbenem Kunststoff.

GB: Herzlichen Dank für das Gespräch, Peter!


NOCH EIN STÜCKCHEN WEITER RUNTERSCROLLEN UND GRÜNES BLUT MIT EUREM KOMMENTAR MITGESTALTEN!