GRÜNES BLUT trifft den Naturkundler, Gärtnermeister und Fachautoren Sven Nürnberger vor einem seiner Vorträge, im Palmengarten Frankfurt. Wir sprechen über seine Arbeit im Steingarten des Palmengartens und seine Haltung zur Weitergabe von Fachwissen.
Nach einem Vorgespräch am Telefon wurde schnell klar: Aus dem Treffen mit Sven Nürnberger mussten zwei Interviews werden! Neben seinen Reisen an die Naturstandorte botanischer Raritäten war sein Schaffen im Palmengarten Frankfurt zu bedeutsam für die Umsetzung seiner, auf den Reisen erworbenen, Kenntnisse. Wesentliche Aspekte des „Wozu diese Reisen?“ außer Acht zu lassen, erschien mir lückenhaft. Umso mehr freute ich mich, dass Sven meinen Vorschlag zu einem zweiten Interview, begeistert aufnahm.
GB: Lieber Sven, ich falle mit der Tür ins Haus: Inwieweit hängt das Reisen mit deiner Tätigkeit vor Ort zusammen?
SN: Zum einen muss ich, um bestimmte Pflanzenthemen bedienen zu können, natürlich Know-how aufbauen. Das heißt, ich muss wissen, welche Bedingungen und Ansprüche die Pflanzen an den Standort stellen, um es dementsprechend auf unser Klima in Frankfurt zu beziehen. Zum anderen ist für mich die Nachempfindung vom Vegetationsbild oder von einer bestimmten Pflanzengesellschaft eine ganz wichtige Sache. Da ist es ein Vorteil, die Pflanzen am Naturstandort mal gesehen zu haben. Das ist natürlich nicht zwingend notwendig. Anhand von Büchern, Berichten und Vorträgen kann man sich durchaus ein Bild machen. Aber vom Prinzip her ist es, zumindest für mich persönlich, eine ganz wichtige Ergänzung und es schließt für mich Wissenslücken.
Der Gärtnerberuf ist ein Lernfeld, das nicht aufhört.
GB: Es hilft vermutlich auch, wenn man diese Reisen erlebt, die Natur sieht und spürt, um sich Dinge auch ganz praktisch merken zu können, oder?
SN: Genau, das ist, glaube ich, auch ganz entscheidend. Durch die Reisen verinnerlicht man das einfach mehr. Aber das ist sicherlich auch eine Typ-Sache. Das Reisen gibt mir ein Gefühl für die Gesamteinflüsse des Standortes und die mögliche Interpretation im Garten.
GB: Was macht für dich ganz allgemein die Faszination des Gärtnerberufs aus? Kannst du das für dich in drei oder vier prägnanten Sätzen zusammenfassen?
SN: Der Gärtnerberuf ist ein Lernfeld, das nicht aufhört. Man bekommt stetig neue Inspirationen und kann mit den unterschiedlichsten Pflanzengruppen arbeiten. Bei mir sind das beruflich die Freilandpflanzen und hier insbesondere die Stauden, mit denen ich mich intensiv auseinandersetze. Zudem ist die Arbeit mit Lebewesen eine fantastische Sache, denn da ist eine gewisse Verbundenheit, die ich spüre. Aber ebenso mit der sogenannten unbelebten Natur, bilden doch die Gesteine den Grundstock für den Boden, der dann durch die Organismen belebt wird. Gesteine sind ein elementarer Baustein meiner Arbeit, gestalterisch, wie auch kulturtechnisch. Außerdem begeistert mich die interessierte, internationale Gärtnerschaft, die sich vernetzt und austauscht; der Spaß, gemeinsam diese Freude an den Pflanzen zu teilen. In der Regel sind das Menschen, die zwischen beruflichem und privatem Pflanzeninteresse keine Grenze ziehen, sondern ihre Passion und Neugier jederzeit nähren.
GB: Was ist für dich das Besondere an deinem Arbeitsplatz, dem Palmengarten?
SN: Der Palmengarten ist für mich ein Schmelztiegel unterschiedlicher Disziplinen, sowohl vom historischen Hintergrund als auch vom aktuellen Sortiment. Ein Spannungsfeld verschiedener Stilrichtungen und umfangreicher wissenschaftlicher Sammlungsaspekte. Die Möglichkeit, mit großräumigen Arealen zu arbeiten, Konzepte zu entwickeln und die Ergebnisse zu pflegen und zu optimieren, macht einen großen Reiz aus. Der Palmengarten verkörpert den pflanzensoziologisch ausgerichteten Botanischen Garten (Sammlungen, Pflanzengeografie) und wartet aufgrund der ornamentalen Idee Heinrich Siesmayers ebenso mit Schau- und Schmuckgärten auf. Mich reizt diese ganzheitliche Herangehensweise, die Möglichkeiten der beruflichen Entfaltung und auch die Öffentlichkeitsarbeit und der Bildungsauftrag, die mit der Arbeit im Palmengarten verbunden sind.
Die aktuellen Schotterfelder vieler Vorgärten verkörpern jedoch eine extreme Abwendung von der Natur und von der Gartenarbeit.
GB: Ein großer Bereich deines Arbeitsfeldes im Palmengarten ist der Steingarten mit integrierter Grotte. Steingarten als Begrifflichkeit wird ja momentan für diverse Vorgartengestaltungen verwendet. Missverständlich ist das. Was genau ist ein echter Steingarten und wie grenzt er sich vom Spaltengarten, den ihr auch habt, und vom Alpinum ab?
SN: Prinzipiell bieten Vorgärten ein hervorragendes Medium für die Anlage eines Steingartens, da sich mit kleinen Pflanzen und Felsinseln kleine Flächen ideal gestalten lassen. Die aktuellen Schotterfelder vieler Vorgärten verkörpern jedoch eine extreme Abwendung von der Natur und von der Gartenarbeit. Greift man den minimalistischen Aspekt auf, so könnte man durchaus attraktive und pflegearme Szenerien gestalten, die z. B. einer alpinen Schutthalde oder einem Moränenfeld nahekommen.
Die Pflanzenkombinationen dieser vliesunterfütterten Halden sind aber selten auf den Lebensraum abgestimmt und werden mit zum Teil fragwürdigen Kombinationen versehen. Doch nun zu deiner Frage: Das Alpinum thematisiert die Vegetation oberhalb der Waldgrenze bzw. auch offener borealer Bereiche, z. B. Fels-, Schutt-, Rasen- und Bachlaufgesellschaften, sowie auch Moor- und Krummholzvegetation innerhalb gemäßigter Klimazonen und mediterraner Hochgebirge. Ein Steingarten kann grundsätzlich auch andere Klimabereiche thematisieren oder integrieren, die gesteinsbetont sind, beispielsweise Felsheideaspekte der Mediterranflora, Steppenelemente, sowie Miniaturpflanzen, Einjährige und Kulturhybriden fernab vom Hochgebirge. Man hat also im Grunde mehr Spielräume als bei einem Alpinum. Und ein Spaltengarten ist eigentlich ein Aspekt des Steingartens oder eines Alpinums; eine Simulation einer Felswand, die praktisch erodiert, aufbricht und in der sich die Pflanzen in dieser Vertikale ihren Lebensraum suchen. D.h. ein Steingarten kann im Grunde einen Felsspaltengarten und ein Alpinum integrieren. Aber ein Felsenspaltengarten oder ein Steingarten ist nicht immer gleich auch ein Alpinum. Felsspalten gibt es ja auch in thermophilen mediterranen Regionen, im Rheintal oder im tropischen Brasilien. Im tropischen Amerika werden dann die Felswände z. B. von Bromelien, Plumerien und Kakteen besiedelt. Dass eine tropische Felswand ebenfalls simuliert werden kann, zeigt der Botanische Garten Osnabrück. Dort wurde das Tropenhaus an eine Steinbruchwand gesetzt.
GB: Ist das für dich der Reiz eines Steingartens, das gärtnerisch Mögliche auszuloten?
SN: Ja, schon. Es ist natürlich auch immer ein Grundinteresse an bestimmten Pflanzengruppen. Im Steingarten des Palmengartens etablierte Ursula McHardy in den 80-er Jahren das Thema Südhemisphäre. Sie hat den Steingarten bei der Neugestaltung ’85-’87 in Themenfelder auf unterschiedlichen Gesteinsarten eingeteilt. Kultivare und geografische Vermischungen waren damals miteingeplant. Stilistisch ist sie bei der Planung auch explizit auf die historischen und zeitgenössischen Bedürfnisse des Palmengartens eingegangen. In ihrem Garten in Crombie nahe Edinburgh konzentrierte sie sich hingegen auf die Simulation von südhemisphärischen Vegetationsbildern und realisierte dort die gestalterische und ökologische Umsetzung ihrer langjährigen Beobachtungen der Naturstandorte. Sie verließ den Palmengarten Mitte der 90er Jahre. Im Jahre 2011 trat ich ihr Erbe im Steingarten an und begann mit der Überarbeitung der Areale, die über einige Jahre gewissermaßen in einen Dornröschenschlaf gefallen waren. Bei meiner aktuellen Arbeit bin ich damit befasst, den Sammlungsaspekt der südhemisphärischen Pflanzen auszubauen und geografisch zu konzentrieren, aber auch insgesamt den Steingarten mit seinen Lebensbereichen ökologisch, wie auch geografisch homogener und komplexer miteinander zu verbinden. Es ist gleichermaßen eine Überarbeitung und konzeptionelle Neuausrichtung, die aber letztlich auf einer konsequenten Fortsetzung und Integration der Pionierarbeit Ursula McHardy`s basiert, die mit dem Steingarten des Palmengartens ein ausgesprochen ästhetisches, integratives und den Lebensbereichen Respekt zollendes Medium entwickelte, mit dem ich nun arbeiten darf. Ein große Inspiration! Es bietet mir praktisch das Gerüst, das sich je nach gewünschter wissenschaftlicher Ausrichtung individuell anpassen lässt. Aufgrund der klimatisch günstigen Situation, wir liegen in der Winterhärtezone 8a, haben wir gute Bedingungen für exotische Pflanzengruppen, sowohl für südhemisphärische Arten, als auch für asiatische Monsunpflanzen. Eine wichtige Aufgabe ist es derzeit, auf die spürbaren Klimaveränderungen mit der entsprechenden Pflanzenwahl zu reagieren. Vieles, was in der Vergangenheit noch möglich war, wird durch heftige Hitzeperioden limitiert, wiederum versamen sich heutzutage Pflanzengruppen, wie Dierama, Cortaderia und Watsonia im Palmengarten selbst.
GB: Der Winterschutz im Steingarten recht aufwendig – zumindest auf dem Level, auf dem ihr es hier im Palmengarten betreibt …
SN: Ich würde fast sagen, dass wir in Frankfurt mehr Winterschutzmaßnahmen durchführen müssen, als es in Gärten mit geregelt hoher Schneedecke und kühleren Sommertemperaturen der Fall ist. In einigen Alpengärten, um 2000 m Höhe, lassen sich bestimmte Pflanzengruppen unproblematischer ziehen, beispielsweise Alpine aus Chile, Argentinien oder auch Neuseeland. Starke Temperaturgefälle während der Vegetationszeit, Spätfröste, maximale Tiefsttemperaturen und die kurze Vegetationszeit setzen hier bedingt winterharten Pflanzengruppen hingegen erhebliche Grenzen, so dass sich wir im Palmengarten mit solchen Pflanzengruppen wiederum experimentieren können. Bei uns kommt es trotz überwiegend milder Winterverhältnisse aber zu Barfrost und dann ist es auch oft winternass. Bei Barfrösten sind ein Vliesschutz oder eine Laubschütte dann durchaus eine sinnvolle Sache. In der Sortimentsausrichtung ist man natürlich gefordert, das Ganze so auszubalancieren, dass man sich im Winter nicht nur mit dem Winterschutz zu befassen hat. Da muss man zwischen extensiv und intensiv zu betreuenden Pflanzungen ein Gleichgewicht finden, das ist ganz klar. Auch die Testung der maximalen Winterhärte ist ein wichtiger Part, vorausgesetzt man hat genügend Pflanzenmaterial.
GB: Vermehrt ihr eure Pflanzen für das Alpinum selbst oder bezieht ihr viel von außerhalb. Du sprachst ja im ersten Teil unseres Interviews bereits von England als Bezugsquelle, was die Pflanzen des Alpinums anbetrifft.
SN: Einen guten Teil der Pflanzen ziehen wir selbst aus Samen oder vermehren vegetativ. Der Austausch von Pflanzenmaterial mit anderen Botanischen Gärten und Instituten steht da an erster Stelle. Wir kaufen aber auch zu, insbesondere wenn es um Kultivare für unsere Schauanlagen geht.
Ich denke, es ist ganz wichtig, dass man das, was man an Unterstützung und Inspiration erhalten hat, auch weitergibt.
GB: Du sprachst bereits von Ursula McHardy. Ihr habt zusammengearbeitet und ward miteinander befreundet. Welchen Einfluss hatte sie auf dich?
SN: Ursula war eine sehr offene Persönlichkeit, sie hatte die Gabe, von den Themen, die sie begeisterten, mit einer lebhaften Faszination zu berichten und das war regelrecht ansteckend. Sie freute sich über Menschen, die nach spannendem Input suchten und sich Neuem öffnen wollten. Sie empfing insbesondere auch die jüngere Generation mit offenen Armen und förderte diejenigen, die was wissen wollten. Sie hat mich mit ihren Vorträgen besonders fasziniert, weil sie inhaltlich lebendig waren, immer ein Stück weit anders und sie ökologische, geologische und klimatische Zusammenhänge ausgesprochen gut erklären konnte. Das hatte sie einfach verinnerlicht. Während meiner Lehrzeit durfte ich 3 Monate im Steingarten mitarbeiten und da lernten wir uns kennen. Mit den Jahren entwickelte sich über das gemeinsame Pflanzeninteresse eine wichtige Freundschaft.
Mich hat besonders ihr analytischer Forschergeist fasziniert. Sie verband als Biologin Theorie und gärtnerische Praxis par ecellence, war Sammlerin, Kultivateurin und Gestalterin in einem.
GB: Wie hat Ursula McHardy dich gärtnerisch beeinflusst?
SN: Mich mit der südlichen Hemisphäre auseinanderzusetzen, wurde von ihr angeregt und unterstützt. Ich lernte außerdem von ihr den Blick auf den Naturstandort einer Pflanze zu richten, um ihre Ansprüchen zu verstehen, letztlich auch die damit verbundene Recherche, um sich auf eine botanische Exkursion vorzubereiten. Sie fühlte sich nicht als Mentorin. Sie gab ihr Wissen authentisch und mit einem großen Selbstverständnis weiter. Ein prägender Satz zu diesem Thema war: „Das warst du! Du wolltest Wissen!”
Diese Erfahrung, dass man offene Türen hat, wenn man lernen und sich ausprobieren möchte, gehört zu den wichtigsten Schätzen in meinem Leben. Während meiner gärtnerischen Laufbahn traf ich auf viele Menschen, die diese Mentalität teilen. Ich denke, es ist ganz wichtig, dass man das, was man an Unterstützung und Inspiration erhalten hat, auch weitergibt.
GB: Ein wahrhaft schöner Ansatz, finde ich, zu sagen: Das warst du, du wolltest wissen!
SN: Ja. Das ist sicherlich ein wichtiger Punkt, um ein Selbstverständnis für sich zu entwickeln. Sein Wissen einfach zur Verfügung zu stellen, offen zu sein und sein Wissen nicht zurückzuhalten.
GB: Was war neben dem gemeinsamen Interesse euer gemeinsamer Nenner?
SN: Ursula hatte so eine kindliche Neugierde, von der wurde sie magisch getrieben und die spüre ich eben auch. Wenn man dann mit ähnlichen Ideen aufeinandertrifft, entwickelt sich einfach eine Verbindung. In den gärtnerischen Anfangsjahren waren die Besuche mit einem Freund im Garten McHardy eine wichtige Orientierung. Wir erhielten Pflanzenmaterial, um uns daran auszuprobieren und zu experimentieren, man entdeckte dabei seine Lieblingspflanzen. Irgendwann wurde man auch ein Stück weit unabhängiger und hat selbst Erkenntnisse gewinnen können. Eines Tages war der Austausch so, dass man auch fachlich zurückgeben konnte. Man hat sich wirklich ausgetauscht und das war eine sehr schöne Entwicklung.
Ich hatte so viel Material mit dem ich mich befasste und das ich gerne mal beleuchten wollte.
GB: Welchen Stellenwert hat das Schreiben unter dem Gesichtspunkt der Wissensweitergabe, aber auch Wissensaneignung für dich?
SN: Auf das Schreiben generell hat mich im Grunde ein großväterlicher Freund in meiner Kindheit und Jugend gebracht. Als ich noch mit Fossilien und Mineralien befasst war, da hatte ich auf einer Tour mit meinem Realschullehrer und verschiedenen Schülern eine tolle Begegnung mit einem Achate- und Fossiliensammler, der in der Region um Kreuznach gesammelt hat. Er war sowohl musisch, als auch naturwissenschaftlich orientiert. Von Haus aus Chemiker hat er so vieles angeregt, das ich nach und nach aufgegriffen habe. Er mochte diese Schüttelreime und war sehr von Goethe und anderen Dichtern angetan. Er hat das großväterlich an mich weitergegeben und so habe ich begonnen, selbst Gedichte und Phrasen für mich zu schreiben. Als ich bei den Staudenfreunden bereits länger Mitglied war, kam irgendwann die Idee auf, man könne ja eigentlich mal einzelne Pflanzengruppen oder auch das ein oder andere Projekt, das man selbst im Garten durchgeführt hat, im „Staudengarten“ beleuchten. Ich habe drei Artikel für die Staudenfreunde geschrieben und dachte, das könne ich ja auch mal für die Gartenpraxis machen. Ich mochte die Zeitschrift und 2008 habe ich spontan nach der Falkland-Reise bei der GP angerufen und stieß auf Interesse.
GB: … und zwar sowas von 🙂 Ich glaube 2009 oder 2010 blättert man durch und findet fast jeden Monat irgendein Pflanzenportrait von dir.
SN: Ja, das hat sich dann irgendwie so ergeben. Ich hatte so viel Material mit dem ich mich befasste und das ich gerne mal beleuchten wollte. Es war eigentlich ein tiefer Wunsch, der sich Anfang 2002 geregt hat und etwas auf sich warten lassen musste, wie die Patagonien-Reise.
GB: Ordnet die Arbeit an den Artikeln auch dein eigenes Wissen oder ist das alles für dich vorher schon total klar und du schreibst es einfach nochmal für ein breiteres Publikum zusammen?
SN: Da ist auch ganz viel langfristige, wie auch aktuelle Recherche dabei und ganz viel was man bei so einem Artikel dann selbst lernt. Das ist im Grunde nochmal das zusammenzufassen, womit man sich schon intensiv auseinandergesetzt hat oder für das man sich besonders interessiert, und dann lernt man noch während des Schreibens ganz viel Neues, z. B. die aktuelle Taxonomie einer Gattung etc.
GB: Also komplementiert es quasi dein eigenes Wissen?
SN: Genau. Das sind diese beiden Seiten. Sowohl die Freude daran, manche Themen zu beleuchten und Wissen weiter zu geben, als auch das Ganze nochmal zu verinnerlichen und zu reflektieren.
Dabei die eigene Begeisterung weiterzutragen und mit den Themen zum Ausprobieren anzuregen, ist mir dabei ein wichtiges Anliegen.
GB: Welche Bedeutung haben für dich deine Vorträge, wie der heutige über deine Patagonien-Reise?
SN: In dem heutigen Fall ist es so, dass ich die Reise selbst gerne veranschaulichen und diese Reisebegeisterung teilen möchte. Aber ich habe ansonsten schon einen Vortrags-Turnus und trage über das Jahr viele verschiedene Themen vor. Hinzu kommen Führungen. Dabei die eigene Begeisterung weiterzutragen und mit den Themen zum Ausprobieren anzuregen, ist mir ein wichtiges Anliegen. Das ist eigentlich ähnlich wie beim Schreiben auch: über die eigene Langzeiterfahrung berichten und das Ganze unter einem aktuellen Aspekt betrachten. Meist dauert ein Vortragsthema 2 bis 3 Jahre an und entwickelt sich dann weiter und verschachtelt sich in neue Vortragsrichtungen und dann kommt vielleicht wieder was ganz Neues oder mal eine Exkursion, die dann auf einmal im Vordergrund steht.
GB: Zielgerade, lieber Sven: Was ist der beste praktische Gärtnertipp, den du geben kannst, den man aber nur in wenigen Büchern findet?
SN: Ich finde es ganz, ganz wichtig zu beobachten. Beispielsweise welche Einflüsse begünstigen das Wachstum der Pflanzen, ob Düngeverfahren oder der Einfluss von Temperaturschwankungen, aber auch in der Natur den Standort zu beobachten. Dann bekomme ich für mich eine Idee, wie kann es der Pflanze auch in der Kultur gut gehen.
GB: Was ist dein liebstes Gartenwerkzeug?
SN: Mein liebstes Gartenwerkzeug? Ich würde sagen, die Pflanzkelle. Mit der mache ich sowohl die Pflanzarbeiten, als auch das Jäten der Beikräuter, außerdem favorisiere ich einen leichten Spaten mit schmalem Blatt. Damit kann man relativ filigran arbeiten, das ist mir sehr viel wert. Aber prinzipiell sind es meine Augen. Weil ich einfach dieses Beobachten pflege und gerne auch die Pflanzen aus verschiedenen Positionen, Himmelsrichtungen, von nah und von fern betrachte, um das Ganze in ein Gesamtbild du bringen.
GB: Lieber Sven, das war eine spannende Zeit mit dir als Gesprächspartner. Dankeschön dafür und auf bald!
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